Kinder zeichnen und malen meist lustvoll und aus eigenem Antrieb. Dies hat entwicklungspsychologische Ursachen: Kinder verarbeiten, ordnen und strukturieren ihre Erlebnisse bildnerisch. Gestalten bedeutet, Ereignisse deutlich verlangsamt zu verarbeiten. Eine Szene muss in einzelne Abschnitte gegliedert auf Papier gebracht werden. Dadurch wird der Verarbeitungsprozess intensiviert. Innere Welten, über die sonst nicht gesprochen wird, können so kommuniziert werden. Gestalten heißt auch, bildnerisch in Dialog zu treten, eine Brücke von innen nach außen zu bauen, etwas hervorzubringen, das als Gegenüber kommunizierbar wird. Zugleich werden beim bildnerischen Tun aktiv innere Bilder und Fantasien entwickelt. Dies ist besonders wichtig, weil das Vorstellungsvermögen durch den alltäglichen Medienkonsum geschwächt wird.
Denn die schnellen Medienbilder müssen passiv verfolgt werden, um sie zu verstehen, womit das eigene Imaginieren – wie beim Lesen, Träumen, Spielen, Bilder anschauen usw. – verloren geht. Das Sprechen über Bilder und Kunstwerke erlaubt Sinn zu stiften und fördert die Sprachentwicklung. Kunst macht Mut, unkonventionelle Lösungen zu entwickeln und Risikobereitschaft im Experimentieren zu zeigen. Werden Kreativität und Imaginationskraft gefördert, wächst der Ideenreichtum, flexibles Denken wird ausgebildet. Anstrengung und Ausdauer beim Herstellen eines Bildes vermitteln Kompetenzgefühle. Ist ein Werk vollbracht, stellen sich Stolz und Selbstbewusstsein ein.
Deshalb: Kinder brauchen Kunst!
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